Donnerstag, 23. Juni 2011

Und so zog ich Kreis um Kreise

Ein Luxusgut aus der Kindheit waren dunkle Schokoladen-Streusel. Es gab sie selten, und wenn, dann nur zum Sonntagsfrühstück, zur großen Freude aller Minderjährigen. Brotschnitten wurden dick mit Butter bestrichen und großzügig mit Streuseln bedeckt, die dann fein säuberlich in die weiche Butter einzudrücken waren. Bei jedem Biss knusperte es schokoladig zwischen den Zähnen, wenn die einzelnen Streusel in noch kleinere Stückchen brachen.

7:30 morgens, Frühstücksbuffet im Luxushotel einer niederländischen Kleinstadt: zwischen Müsliwelten und Marmeladenparadiesen stehen 4 große Einmachgläser, gefüllt mit Vollmilchschokolade-Streuseln, Zartbitter-Streuseln, Schokoraspeln und Zuckerstreuseln. Mein zweifelndes Auge streift die speisenden Gäste: keiner will mir zeigen, was man hierzulande damit anfängt. Ins Müsli? Aufs Marmeladebrot? Beides wirkt unangebracht.

Sonnenuntergang am Hauptplatz derselben niederländischen Kleinstadt, Café mit Blick aufs Rathaus: wir schlürfen an einem trüben Weizenbier, als er mir, 12 Stunden nach unserer ersten Begegnung, nach Erzählungen über seine Frau und Kinder, Tanzschulen und Tenniscourts, klassische Musik und Film schließlich von seinem Leibgericht berichtet, das angeblich jeden Niederländer tagtäglich morgens, mittags und/oder abends begleitet: man nehme eine Scheibe Brot, beschmiere sie reichlich mit Butter und überhäufe sie noch reichlicher mit - Schokostreuseln.

0 Comments:

Kommentar veröffentlichen

<< Home