Mittwoch, 9. Dezember 2015

When I was seventeen

Wir feiern den 40. Geburtstag; jedoch nicht so wirklich, denn die Jubilarin hat uns verboten, ihren Geburtstag zu erwähnen. Zu unangenehm ist ihr, dass sie so alt geworden ist. Niemand darf die beiden Ziffern aussprechen, niemand ihr gratulieren. Vierzig zu werden ist keine Leistung, keine Errungenschaft, sondern vielmehr ein Anlass zu trauern, bedauern, einen Tag lang griesgrämig sein. Also sitzen wir herum, essen Nicht-Geburtstagskuchen, schenken Nicht-Geburtstagsgeschenke und singen kein Lied. Ich frage die Jubilarin: Warum freut es Dich nicht, dass wir es dank medizinischen Fortschritts geschafft haben, eine Lebenserwartung von > 40 Jahren zu erreichen und dass du außerdem nicht aufgrund eines unvorgesehenen Zwischenfalls verfrüht Deiner Familie weggestorben bist? Ich wünsche Dir noch weitere 40 gesunde Jahre, damit Du alle wichtigen Lebensereignisse Deiner Kinder miterleben kannst. Hättest Du vorgezogen, früher zu sterben? Natürlich findet sie das überhaupt nicht unterhaltsam und ist damit bekanntermaßen kein Einzelfall. Wenn wir 12 sind, wollen wir 16 sein, wenn wir 75 sind, freuen wir uns, 80 zu werden. Irgendwo dazwischen hält sich die Begeisterung für jedes weitere Lebensjahr allerdings traditionell in Grenzen; zumindest was den weiblichen Teil der Bevölkerung betrifft. Ist es der beginnende, fühlbar physische Verfall, unglücklich gepaart mit mangelnden Erfolgsmomenten mentaler Natur? Sind es trotz ansteigender Lebensjahre die ausbleibenden Meilensteine herzeigbarer Errungenschaften mit Statussymbol-Charakter, die uns quälen und vor Augen führen, wo es hier an Leistung fehlt? Fürchten wir, die vergangenen Jahre nicht mit genug Leben und Erfahrungen gefüllt zu haben und verabscheuen deswegen jedes weitere neue? Oder ist es etwas ganz anderes?

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