Sirius
Ich hatte schon in der Vergangenheit den nicht besonders guten Ruf, ein schlechter Mitbewohner zu sein - pingelig und heikel bis zum Geht-nicht-mehr, unflexibel, verständnislos und ständig am Meckern. Man könnte annehmen, dass Erfahrung einen weichklopft und empfänglicher macht für die Mäkel der nächsten Generation an Mitbewohnern - weit gefehlt. In unserer aktuellen 3er-WG sind die Geschlechterverhältnisse 2:1 zugunsten der Mädels und die beiden halten Adams Nachkommen permanent auf Trab. Die eine ist der schlechte Mitbewohner, pingelig und heikel bis zum Geht-nicht-mehr, unflexibel, verständnislos und ständig am Meckern. Die zweite ist sportlich, meist gut gelaunt, liebevoll, anspruchslos, anhänglich und wachsam. Vielleicht aufgrund dieser Unterschiede vertragen sich die beiden Damen nicht besonders, wobei fairerweise anzumerken ist, dass für die Liebe von Dame 2 zu Dame 1 wohl ein Fundament vorhanden ist, während Dame 1 Dame 2 jeden zweiten Tag am liebsten in die Hölle verdammen würde. Die Disharmonie zwischen den beiden erklärt sich sehr einfach durch folgende Enthüllung: allen Versuchen Adams zum Trotz ist Dame 2 weder gehorsam noch begreift sie die menschliche Sprache; Dame 2 ist nämlich eine anderthalb-jährige, unerzogene Hundedame, gewohnt an das Haus und die tätschelnde Hand des Herrchens. Eine Begrüßung umfasst nicht nur Bellen, Winseln und andere Geräusche, sondern auch begeistertes Anspringen und Vergraben der Krallen in Kleidung oder Haut. Der Garten ist das Reich der Hundedame - sobald man einen Finger rührt, um sich nach draußen zu bewegen, springt die Hundedame auf und folgt, verfolgt einen überall interessiert hin, springt einen an und kratzt als Aufforderung zum Spiel mit den Krallen auf die blanken Füße. Nichts davon ist böse gemeint, sie spielt nur, versichert Adam, der zwar bemüht ist, Dame 1 vor den Verpflichtungen eines Hunde-Herrchens zu bewahren und als einziger für die Hundedame kocht, sie füttert, streichelt und mit ihr spielt, aber gleichzeitig zeigt er keinerlei Sympathie für die ablehnende Haltung von Dame 1. Zeitlebens an die Präsenz und den Geruch eines Vierbeiners gewohnt hat er keinen Anlass zur Beschwerde und keinen Grund für Verständnis, denn natürlich ist die Hundedame auch niedlich, stupst ihr nasses Näschen in jeden verfügbaren Schoß, winselt erbärmlich vor sich hin, wenn sie ausgesperrt wird und schaut mit groß aufgeschlagenen Augen zurück, wenn man aufhört, das Fell zu kraulen. Zeitlebens nicht gewöhnt an die Präsenz von Vierbeinern kann Dame 1 die Gegenwart der Hundedame problemlos erriechen (Wildschweinsalami) oder erhören (*schrappschrappschrapp*) ohne die Vorteile eines treuen Hundes zu schätzen. Selbstverständlich meint die Hundedame es nicht böse - das Ergebnis sähe in dem Fall anders aus - aber dennoch wirkt es auf Unerfahrene bedrohlich, wenn ein Hund plötzlich auf Schulterhöhe herumspringt, bellt und die Krallen vor der Brust herumwetzt oder wenn er nichts anderes zu tun hat als in vollem Tempo auf einen Menschen zuzurennen und ihn dabei an- oder wegzustoßen. Inzwischen liebt sie es, auf das Sofa zu steigen und sich davon immer wieder hinunterschubsen zu lassen. Dass sie trotz ihrer scharfen Krallen nur spielt, daran habe ich keinerlei Zweifel.
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