Montag, 20. Mai 2013

Last but not Least

Pfingsttag ist Putztag und am Tag der Reinigung schlägt stets mein Herz höher: Nie ist die Spannung größer als kurz davor, wie der Hygienezustand der WG dieses Mal beschaffen ist. Enttäuschenderweise jedes Mal gleich, schlecht, aber unentwegt hoffe ich, mein Vorangehen mit gutem Vorbild trägt Früchte. Sehen wir uns mal um: Tritt man aus meinem Zimmer, betritt man ein Vorzimmer, das Zugang zu drei weiteren Räumen bietet: auf das WC, in die Küche und auf den Gang. Man könnte also meinen, dass jemand, der zumindest einen dieser drei Bereiche aufsucht, über das Vorzimmer läuft und dieses demnach "benutzt", was es zu einem "Gemeinschaftsbereich" macht, der bekanntlich jede Woche abwechselnd von mir oder meinem Mitbewohner gereinigt wird. Weit gefehlt. Das Vorzimmer fällt nicht in seinen Putzbereich, warum auch immer. Sehen wir uns die Küche an: Nicht ein einziges Stück Geschirr ist jemals auf den Arbeitsflächen vorzufinden, denn darauf legt er Wert: aufgeräumt muss sein. Trocknen lassen gibt es nicht, Abtrocknen ist angesagt. Doch was ist das?


Das ist unser Esstisch in der Küche, der, wie zu sehen ist, in erster Linie als Ablagefläche benutzt wird. 
Bei 1 handelt es sich um eingelegten Ingwer, auf den ich ihn vor einem halben Jahr, nachdem er bereits 2 Monate dort lag, ansprach, was das sei und warum es da läge. Er meinte, er hätte ihn geschenkt bekommen und keine Ahnung, was er damit anfangen soll. Und weiterhin blieb er dort liegen. 
Bei 2 handelt es sich um eine Werbung für ein österreichisches Weingut, welche gemeinsam mit einer edlen Flasche Wein Weihnachten 2011 in der WG als Geschenk an ihn übergeben wurde. Die Flasche Wein wurde noch am selben Abend beseitigt, die Broschüre liegt seit damals hier. 
Der Grund für das Vorhandensein von 3 ist wohl banale Vergesslichkeit: Wenn mein Mitbewohner einkaufen geht, wählt er nicht wie manche Leute eine Tragetasche für den Transport der Waren, sondern bevorzugt wie manch andere Leute eine der im Supermarkt befindlichen Güterkartons, worin er Gemüse, Milchprodukte stapelt und nachhause bringt. Die Kartons sprengen dann normalerweise unsere Altpapiersammlung gewaltig, besonders wenn sie nicht zerkleinert werden, oder sie landen wie dieses Exemplar hier am Esstisch. 
Im bezeichneten Karton befindet sich 4, worin sich wiederum sein ganzer Stolz befand: Weihnachten 2012 schenkte er sich selbst von seinem Weihnachtsgeld einen immensen LCD-Bildschirm, der in dieser Plastiktüte nachhause kam. 
Bei 5 handelt es sich um 2 Säckchen Kräuter (Oregano, Rosmarin), die ich am Samstag, 18.05.2013, auf einem Markt erworben hatte und die ihrer besseren Verwahrung in einem alten Gurkenglas harren.
Doch bewegen wir uns ins Badezimmer. Alle zwei Wochen werden die  zwei Waschbecken und die Duschtasse geputzt - von mir, selbstredend, denn was er mit den Küchenrollen veranstaltet, die ich nach seinem Putztag im Abfall vorfinde (die Putzmittel und -behelfe dagegen unberührt, trocken und dort, wo ich sie hinterließ), kann ich lediglich "Trockenwischen" oder mit viel Phantasie "Politur" nennen. Die braunen, klebrigen Ränder in der Dusche lassen sich wohl nicht mit weichen Papiertüchern beseitigen. 


Anfangs noch beschwingt und voller Vorbildfunktion reinigte ich jedes Mal auch die Oberfläche der oben abgebildeteten Waschmaschine, obwohl sich lediglich seine Utensilien dort befinden. Inzwischen - wie man sieht - habe ich aufgehört und er noch nicht angefangen. 
Mein Lieblingsbeispiel ist allerdings folgendes:


Was ist das? Genau, ein im Moment nasses Bodentuch für die Dusche. Als ich einzog, lag an dieser Stelle ein ergrauter Putzfetzen. Also spazierte ich zum nächstgelegenen Einrichtungsgeschäft und erwarb 2 Exemplare eines Bodentuchs, in braun und in blau. Alle zwei Wochen sammelte ich das Bodentuch zum Waschen ein und tauschte es gegen das andersfarbige aus. Bis vor etwa einem Jahr der leise Verdacht aufkeimte, ich wäre die einzige, die sich um sämtliche Textilien in der WG kümmert, und ich startete ein Experiment: Ich ließ das aktuelle, damals braune Bodentuch liegen. Seitdem liegt es dort (siehe Abbildung), tagein, tagaus, ob nass oder trocken.

Das ist mein letzter Mecker-Blogbeitrag zum Thema WG/Mitbewohner. Sollte ich jemals wieder über meine Wohnzustände lamentieren, dann nur wenn eine Wendung zum Besseren eingetreten ist und ich die einzig verantwortliche Person für alle Missstände in der Unterkunft bin.