Freitag, 9. März 2007

Gewohntes und Ungewohntes

Der Einstieg in das Sommersemester war ein voller Erfolg. In der ersten Lehrveranstaltung scheinen die Sinologen zeigen zu wollen, dass sie auch interdisziplinär lehren: neben chinesischen Romandichtern und Dramatikern werden Texte von Ferdinand de Saussure, Sigmund Freud und Karl Kraus durchgenommen. Während der Einführung in das Semesterprogramm vertreibt sich mein Sitznachbar die Langweile mit der Bildung von palindromischen Sätzen. Den Heimweg gehen wir gemeinsam an und ich erfahre, dass er aus dem 1. Semester ist, nur Sinologie macht und es vorerst einmal "easy" und "g'miatlich" angehen will. In der Bibliothek treffe ich einen molekularbiologischen Kollegen, den ich das letzte Mal in Dubai am Flughafen begrüßen konnte. Molekularbiologie auf Eis gelegt, in einer Woche geht es nach Korea, für ein halbes Jahr, Sprachniveau verbessern. In der zweiten Lehrveranstaltung treffe ich auf so manche alte Bekannte; Kollege M., der zum Inventar des Instituts dazuzugehören scheint, so lange ist er schon da. Er stellt fest, dass ich letztes Jahr in Afrika war. Ich falle aus allen Wolken, kläre ihn auf ("nur sieben Wochen") und wundere mich wieder einmal, wie Informationen herumreisen. Eine befreundete Zoologin lächelt immer noch so lieb wie früher. Der Quantenphysiker ist aus seiner Versenkung aufgetaucht. Die Professorin begeisterungsfähig, doziert interessant und in verstaubten Gehirnecken regen sich wieder Geister. Als die Anwesenheitsliste durch die Reihen geht und zu meinem Sitznachbarn kommt, wage ich es kaum, meinen Augen zu trauen, während ich seine Unterschrift bestaune: in seinen Adern fließt das blaueste Blut Österreichs.

Donnerstag, 8. März 2007

Kaffee am Morgen

Von der Wohnungstür aus betrachtet befindet sich mein Zimmer am anderen Ende der Anlage. Mein kleines Reich. Vielfarbige Vorhänge, rötliche Teppiche, blauschattierte Tischtücher, eine pinkfarbene Bettdecke. Mein buntes Reich. Die Regionen jenseits meines Herrschaftsgebietes versehe ich mit kritischen Blicken, durchschreite ich mit oftmals gerümpfter Nase. Tritt man in die Wohnung ein, landet man zwar erwartungsgemäß in einem Vorzimmer, allerdings ohne jegliche Garderobemöglichkeit. Als nächstes gelangt man in das Wohnzimmer, das von einer Ahnung Zigarettenrauch durchzogen ist, weil die Rauchfahne aus dem Zimmer der Numero 1 sich nicht auf ihre Quelle beschränken lässt. Die Sitzecke würde allen Ansprüchen der Gemütlichkeit entsprechen, wenn man sie nicht stets unter einem Berg alter Zeitungen und Werbesendungen suchen müsste. Über das Badezimmer gibt es nicht viel zu sagen, da es den Erwartungen nahekommt. Kommen wir zur Küche. Den Boden ziert ein Orientteppich, der die verantwortungsvolle Aufgabe hat, sämtliche Flüssigkeiten, die unabsichtlich herabtropfen, in sich aufzusaugen. Wie praktisch. Auf allen Arbeitsfächen liegen Reste vergangener Mahlzeiten, dieselben Brösel wie schon vor einer Woche, ausgepresste Zitronenhälften, halbleere, aber offene Marmeladegläser, benutzte Buttermesser und Holzbretter. Mein prüfender Kontrollblick fällt täglich in die beiden Waschbecken, das Urteil ist jedesmal ernüchternd: die Pilze schwimmen immer noch in der Spaghettisauce, auch die kleinen, schwarzen, flauschigen Punkte auf dem zahlreichen Besteck frönen weiterhin glücklich ihres Daseins. Wenn ich morgens die Küche betrete, schlägt mir der Duft von Kaffee entgegen - der Duft zweier Sorten: zu einen der des nassen, kalten Kaffeesatzes, der ein paar Minuten zuvor in den Mistkübel geworfen worden ist, zum anderen der eines verbrannten Kaffees, welcher aus den Ritzen einer schlecht zusammengeschraubten Brikka über die Felder des Elektro-Herdes gespritzt worden ist und explosionsartig auf dem heißen Herd verdampft. Fangen dann die Funken auf den Feldern zu sprühen an, taucht meist pünktlich Numero 2 auf, im Schlafanzug, ungeschminkt und missmutig, die das Kaffeekännchen vom Herd schiebt, seinen Inhalt in die Tasse von gestern kippt und mit 150 g Kaffeeobers überschichtet, um dann schlurfend ins Zimmer zurück zu gehen. Guten Morgen.

Sonntag, 4. März 2007

Sonst wird das nix

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