Sonntag, 30. November 2008

Kuhsaft

Ich stehe in der Küche und bereite mein Frühstück zu.
Dazu muss ich sagen, dass ich Milch über alles liebe. Eiskalte, pure Milch, die sich sanft an die Wände meiner Speiseröhre schmiegt und sommerlichen Durst durch ihren Fettanteil besonders gut zu stillen weiß. Häufig frühstücke ich Müsli - mit Milch. Aber nur zu warmen Jahreszeiten. Jetzt, im Winter, ist es mir zu kalt für kalte Milch, also gibt es warme Milch - allerdings in einer speziellen Form, die im deutschsprachigen Raum den unrühmlichen Namen "Haferschleim" trägt. Etwas appetitlicher klingt "Getreidebrei", aber immer noch nicht sehr ansprechend, wohingegen die Engländer mit "Porridge" wohl den elegantesten Ausdruck gewählt haben dürften. Allerdings bereite ich eigentlich kein Porridge zu, denn was ich mache, geht so: Ein Haufen Haferflocken (vorzugsweise ganze Flocken und nicht das Gebrösel, das man in Supermärkten erhält) wird in wenig Wasser ein paar Minuten erhitzt, um sie weicher zu machen. Dann kommt etwa ein halber Liter Milch dazu. Das ganze wird solange erhitzt, bis die Milch kurz vor dem Kochen ist, dann wird Zucker nach Belieben hinzugefügt. Umrühren, fertig. Porridge wird etwa eine halbe Stunde lang gekocht, bis das ganze zu einer homogenen Pampe verschmolzen ist und Milch von Haferflocken nicht mehr unterschieden werden kann. Da ich aber gerade den Milchanteil so sehr schätze, bleibt es bei ein paar Minuten köcheln, um nicht eine unerwünschte Liaison von Haferflocken und Milch zu provozieren.
Ich stehe also am Herd und rühre gerade den Zucker hinein, als mein Mitbewohner in die Küche tritt und zu mir sagt: "Oh, du kochst Suppe. Ich koche morgen auch Suppe." Etwas verdutzt ob seiner selbstsicheren Diagnose meines Gebräus und gleichzeitig überrascht über seine Kochfertigkeit (man erinnert sich an die Fertigpizzen-Diät) frage ich sichtlich beeindruckt: "Was für eine Suppe denn?" Doch er setzt nicht zum Sprechen an, sondern bückt sich zu seinem Regalfach und zaubert etwas hervor, das ich in diesem Moment überhaupt nicht erwarte: "Entweder die hier, oder die hier", antwortet er, auf "Maggi Steinpilzcreme-Suppe" und "Maggi Grießnockerlsuppe" deutend. Vielleicht sollte ich aufhören, an das Gute im Menschen zu glauben.

Freitag, 14. November 2008

Goodbye, my friend

... oder doch lieber farewell?

Wenn man dem Internet Glauben schenken darf, dann ist "goodbye" eine Abwandlung von "godbwye", zusammengezogen aus "God be with ye/you". Also nicht sehr glaubhaft, wenn ein "goodbye" von mir kommt, es sei denn, man würde mir einen Hang zum Kryptokatholizismus unterstellen wollen. "Farewell" leitet sich indes von "faren wel" ab, was - so einem Online-Etymologie-Nachschlagewerk zu trauen ist - soviel bedeutet wie: reise gut! "Farewell" - und vor mir baut sich geistig eine mittelalterlich anmutende Szenerie auf. Eine Reise, die Farewell-Qualitäten hat, ruft gewisse Assoziationen hervor: schwer beladene Postkutsche, die sich in stürmischem Gewitter über unzählige Schlag- und Schlammlöcher tagelang durch wilde Einöde und öde Wildnis gen Ziel quält. Romantisch, aber nicht alltagstauglich. Zufällig existiert außerdem ein dem Titel des Postings gleichlautender Song, der dem "goodbye" allerdings eine absolutere, endültigere Bedeutung zukommen lässt: "goodbye" im Sinne von "lebwohl, denn wir werden uns nie wieder sehen". So weit möchte ich in meinem Fall doch nicht gehen, auch wenn der betroffene Abschied durchaus Endgültigkeit hat: eine Verlagerung des Lebensmittelpunktes, ein Verlassen der vertrauten Gefilde, ein Aufbruch in Unbekanntes, ein Kennenlernen einer neuen, anderen Welt; und mitunter auch ein Vernachlässigen und Vergessen des Altbekannten und Gewohnten. So wird es mir wohl auch gehen, wenn ich eines Tages meine ersten richtigen, nicht touristisch motivierten Fußstapfen außerhalb meines Geburtslandes setzen werde. Goodbye, my friends.