Donnerstag, 12. Februar 2009

Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.

Ring sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch stiegen
Nachträumend in den Duft.

Tritt her und lass sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Dass wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot,
Wie sind wir wandermüde -
Ist das etwa der Tod?

(Joseph von Eichendorff)

Mittwoch, 11. Februar 2009

Chefkoch

Ich sitze in meinem Zimmer und lese, mein Mitbewohner hantiert in der Küche. Auf einmal höre ich ihn nach mir rufen. Als ich die Küche betrete, hält er in der einen Hand ein Tetrapack, mit der anderen versucht er eine gummiartige Masse aus der Verpackung zu lösen, die mich an gelierte Milch erinnert. "Wie soll ich den Tofu schneiden", fragt er mich. Ach, das ist Tofu. Im Tetrapack? Interessant.
Es handelte sich übrigens um Seidentofu, den ich für Anbraten in der Pfanne nicht so sehr geeignet halte, weil er sehr fein ist und leicht zerfällt. Daher hatte ich ihm auf seine Anfrage vor einiger Zeit einen speziellen Biomarkt empfohlen, wo das Tofu-Sortiment derart umfangreich ist, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein kann. Meinen Ratschlag ignorierend hatte er sich in der nächst besten Diskont-Supermarktfiliale ein Tofu-Tetrapack besorgt.
Zentimeter-dicke Scheiben empfehle ich ihm. "Und dann?" Er könnte sie in Sojasauce und Öl marinieren, danach anbraten, schlage ich ihm vor. Nein, das ist ihm für den Anfang zu kompliziert. Er will es nur anbraten. Also brät er. Nach 10 Minuten komme ich wieder in die Küche, da sitzt er schon und isst gebratenen Tofu mit Potatoe Wedges und Toastbrot. Ganz gut schmeckt es ihm. Strahlend erklärt er mir: "Jetzt kann ich schon Pizza, Schnitzel, Eier und Tofu kochen!"

Freitag, 6. Februar 2009

Heute nacht...

... träumte ich etwas Seltsames. Ich war mit etwa 200 anderen jungen Leute in meinem Alter in einem zur Gänze verglasten Bürohaus. Es hatte ein riesiges Foyer, das mehrere Stockwerke hoch war und uns leicht fassen konnte. Zu drei unserer Seiten türmten sich zig Stockwerke an Gängen und Büros auf, in die man durch Glaswände hineinsehen könnte, auf der vierten Seite befand sich eine Panorama-Glaswand mit einem Türeingang, durch welche man auf einen betonierten Platz hinaussehen konnte. Wir wurden von dem Chef des Gebäudes, einem mir unbekannten Mann mittleren Alters, durch die Anlage geführt, treppauf und treppab. Schließlich erhielten wir von seinen Assistenten mehrere Prüfungsbögen mit chemischem Inhalt, die wir beantworten und abgeben mussten. Einige Fragen fielen mir leicht, andere wieder schwerer. Während der Auswertung der Prüfungsbögen durfte sich jeder beliebig im Gebäude aufhalten, zwei mir unbekannte Mädchen und ich schauten einem der Prüfer beim Korrigieren zu. Er, vom Aussehen her an jenen amerikanischen Schauspieler erinnernd, der derzeit für eine Kaffeemarke wirbt, saß an einem Notebook und wertete mit viel Humor und Milde die Prüfungsblätter aus. Etwas später versammelten sich alle im Foyer und blickten auf einen riesigen LCD-Bildschirm, der gegenüber vom Eingang an die Wand montiert worden war und wo unsere Ergebnisse ausgestrahlt werden sollten. Sie wurden ähnlich dem Plan der U-Bahn-Stationen dargestellt, mit einer zentralen Linie, von der links und rechts die jeweiligen Namen der Prüflinge weg zeigten, in grün die bestandenen, in schwarz die durchgefallenen, in alphabetischer Reihenfolge. Ich erblickte die Namen von drei meiner Freunde in grüner Schrift und sie, sowie auch andere, die bestanden hatten, verließen auf Anweisung das Gebäude sofort und versammelten sich auf dem betonierten Platz. Ich erstarrte, als ich meinen Namen in schwarzer Farbe sah, konnte es nicht glauben und wartete, ob er vielleicht noch grün würde oder ob er vielleicht noch einmal in grün erschiene. Er blieb schwarz. Traurig und im Bewusstsein des Schicksals, das mich erwartete, ging ich zum Türeingang und bedeutete meinen drei Freunden, die die einzigen von den 200 Personen waren, die ich kannte, dass ich es nicht geschafft hatte. Mein Schicksal, so war mir bewusst, war der Tod und ich spürte Todesangst aufsteigen.
Währenddessen hatten sich die anderen Durchgefallenen bereits in einem neben dem Foyer gelegenen Raum zurückgezogen (in den man aufgrund der Glaswände hineinsehen konnte). Ich wollte trotz meines Wissens einfach nicht wahrhaben, dass man uns umbringen würde, nur weil wir negativ abgeschnitten hatten, ich glaubte mich in einem Traum (sozusagen Subtraum), doch schon sah ich, wie vier Assistenten Kohle in vier übermannshohe Öfen schippten. Etwa auf Brusthöhe der Öfen befand sich eine kleine Tür mit einer eingelassenen Öffnung, durch die man das lodernde Feuer sehen konnte, die Öffnung gerade so breit und hoch, dass man einen liegenden Menschen angenehm hineinschieben könnte. Ich hockte am Boden vor den arbeitenden Assistenten, in der Hoffnung, sie würden realisieren, was sie gleich angehen würden, zu tun, doch sie schippten weiterhin schweigsam Kohle, um das Feuer zu nähren und ignorierten mich. Verzweifelt und hoffnungslos ging ich in den Raum, wo die anderen etwa 150 Leute am Boden saßen und teilnahmslos ins Nichts blickten, konnte nicht fassen, dass sie sich einfach ihrem Schicksal ergeben würden, dass sie nicht gegen das Unrecht revolutionieren wollten. Wir waren ja keine Verbrecher, wir hatten nur nicht bestanden und doch sollten alle bei lebendigem Leib verbrannt werden. Obwohl ich nie gedacht hätte, so viel Angst vor dem Tod zu haben, fühlte ich im Traum von gewaltiger Todesangst übermannt, während ich vergeblich versuchte, mich zu trösten, indem ich vorgab, dass ich für jemand anderen da draußen sterben würde; wenn nicht ich, dann wäre wohl ein anderer Mensch an meiner Stelle zurückgeblieben. Doch auch der Gedanke, mein Tod hätte einen Sinn, konnte mich nicht vor der Angst davor bewahren, was in Kürze mit mir geschehen würde. Inmitten dieser schrecklichen Gefühle wachte ich auf.