Sonntag, 30. Mai 2010

Welcome to Random International Airport

Flughäfen sind Orte des Wandels: viele kommen, viele gehen, aber keiner bleibt lange.

Der internationale Flughafen von Dar-es-Salaam wirkt beim Abflug wie ein chaotischer Lagerraum. Es gibt keine fixen Check-In-Schalter, sondern erst zwei Stunden vor dem Check-In beginnen Bedienstete der jeweiligen Fluglinie, Schilder ihrer Arbeitgeber mit Ketten über den unbezeichneten Schaltern aufzuhängen. Vor jedem Schalter steht eine alte, massive mechanische Waage, die zur Abschätzung - denn von Messung kann man kaum sprechen - des eingecheckten Gepäcks dient. Alle Räume wirken alt, unaufgeräumt und vernachlässigt. Der Duty-free-Bereich bietet einige Plätze zum Warten sowie eine Handvoll Geschäfte, die Souvenirs und Alkohol verkaufen. Das einzige vorhandene Restaurant offeriert schrecklichen, aromatisierten Löskaffee und Fast Food. Es gibt keinen Monitor mit den nahenden Abflügen, keine Beschriftungen der jeweiligen Gates und bis auf die Toiletten keinerlei Hinweise darauf, wo man ist oder hinmöchten könnte.

Der internationale Flughafen von Doha wirkt bei der Ankunft so wie man sich einen Transitflughafen vorstellt: hauptsächlich funktionell. Die Einrichtung ist kalt und nicht herzlich. Nirgendwo sah ich so viele Warteplätze außerhalb des Gate-Bereichs wie dort. Es gibt eine Zone für kostenlosten Internetzugang sowie das Aufladen von Computern. Das Angebot einer Restaurantkette reicht von Fast-Food über kalte Häppchen und Sushi bis hin zu Spaghetti Bolognese. Zahlreiche Währungen werden akzeptiert. Die meisten Menschen sind hier, weil sie auf ihren Anschlussflug warten. Es gibt Ruheräume und Schlafräume, Kinderspielplätze, Betstuben für allerlei Religionen, und Duschräume. Beim Abflug fällt mir nur die lange Reihe an Gate-Beschriftungen auf, die sich von meinem Blickfeld aus betrachtet wie in die Ewigkeit zu ziehen scheint. Dazwischen unzählige Sessel und Fluggäste.

Der internationale Flughafen von Frankfurt wirkt bei der Ankunft durchschnittlich. Die Beschriftungen sind ordentlich zweisprachig, die Einrichtung nicht auffällig. Der Anschlussflug ist intereuropäisch und startet beim Terminal 2, das kaum Infrastruktur für Fluggäste aufweist: ein Duty-Free-Shop mit den Klassikern, ein Zeitungshändler und ein italienisches Exquisit-Café für kalte Snacks und Kaffee.

Der internationale Flughafen von Wien wirkt bei der Ankunft vertraut. Die gewohnten gelb-leuchtenden Schilder für die jeweiligen Gate-Bezeichnungen springen schnell ins Auge. Am Billigflug-Terminal herrscht das übliche, wenig vielfältige Angebot an Lebensmitteln und ein kleiner Dutyfree-Shop mit Alkohol und Zigaretten versucht sich zu behaupten. Eine halbe Stunde Umsteigzeit lässt nicht viel Raum für ausschweifende Betrachtungen.

Der internationale Flughafen von Stockholm wirkt bei der Ankunft winzig. Die innereuropäischen Flüge landen an einem eigenen Gate, das offenbar wenig frequentiert ist - nur zwei Gepäckbänder erwarten die Fluggäste innerhalb kürzester Distanz vom Gate. Die Räume sind an den Wänden gesäumt mit Bildern von berühmten SchwedInnen und ihren Errungenschaften. Auffällig ist in der Haupthalle ein Modell aus zahlreichen übereinander gestapelten, klassisch nordischen Häusern, das Fehlen von Fluggästen sowie das Faktum, dass man am Flughafen nicht mit Euro, USD oder Pfund zahlen kann, sondern nur mit schwedischen Kronen.

Der internationale Flughafen von London-Heathrow wirkt bei der Ankunft beeindruckend. Die Räume sind teilweise hoch wie Industriehallen, leer wie ausgeraubte Lagerhäuser, hell beleuchtet, die industriell-schlichte Architektur aus Glas, Stahl und Röhren gewagt. Der Flughafen ist trotz seiner Ausdehnung ungemein übersichtlich ausgeschildert und aufgebaut. Im Nu, ohne mich ein einziges Mal zu verlaufen, finde ich auf einem Flughafen, der zahlreiche Bus- und Bahnverbindungen in die nähere und weitere Umgebung anbietet, den richtigen Ausgang, die richtige Seite, ja sogar die richtige Verkehrsinsel, auf der ich auf den Bus nach Oxford warte. Währenddessen plätschert hinter mir ein geschmackvoll gestalteter Brunnen vor sich hin, der aus Dutzenden kleinen Öffnungen am Boden in unregelmäßigen Rhythmen begleitet von bunten Lichteffekten in die Höhe schießt. Das Essensangebot könnte breiter nicht sein: schicker Japaner neben einem Bio-Imbiss mit Sandwiches, Torten, Müslis, Obstvariationen, frischen Säften und Suppen - was das Herz begehrt, findet sich hier. Die Bandbreite des Duty-free-Bereichs kann mit einer kleinen Stadt konkurrieren: Büchergeschäfte, Elektronik-Läden, zweistöckige Parfümerien, diverse Geschäfte für Alkoholika, Süßwaren und Zeitungen, Lebensmittelgeschäfte, Cafés für jeden Bedarf (tropisch, klassisch, englisch, italienisch) überall Informationsschalter und Bildschirme mit den nächsten Abflügen und Ankünften. Beim Abflug das gleiche: die Übersichtlichkeit ist bewundernswert.

Der internationale Flughafen von Frankfurt wirkt bei der zweiten Ankunft und dem zweiten Abflug vom internationalen Terminal verwirrend. Das Angebot an Restaurants beschränkt sich auf ein exquisites, auf thailändische Gerichte spezialisiertes Restaurant, bei dem ein Hauptgericht mit mindestens 12 € zu beziffern ist, und auf einen McDonald's. Ein gut ausgebauter Duty-free-Shop erweckt das Interesse zahlreicher Fluggäste. Es gibt kein Internet und wenig Orte zum entspannten Warten. Manche Gänge führen in Nichts oder in unaufgeräumte Ecken begleitet von seltsamen Gerüchen. Die Wege führen oft nicht direkt, sondern um viele Ecken herum ans Ziel. Um 22 Uhr schließen alle Geschäfte und alle Lokale, selbst der MacDonald's.

Der internationale Flughafen von Doha wirkt bei der zweiten Ankunft genauso wenig überzeugend wie beim ersten Mal. Der Duty-free-Shop hat ein ausgezeichnetes Sortiment an Photoapparaten und Süßwaren, nebenan lassen sich 1 Million Euro oder ein exquisites Auto gewinnen, ansonsten herrscht ein hektisches Kommen und Gehen an den Flugsteigen. Die Gänge sind voll mit Menschen, hauptsächlich Asiaten.

Der internationale Flughafen von Dar es Salaam wirkt bei der Ankunft winzig. Alle Ankömmlinge gelangen vom Gate auf direktem Weg in die Ankunftshalle, wo eiliges Treiben herrscht: Touristen kramen verzweifelt nach Schreibwerkzeug, füllen ein blaues und ein weißes Formular zur Beantragung eines Visums an alten Holzpulten aus, stellen sich in langen Schlangen in dem von Hitze geprägten Raum an, Kontrolleure überprüfen die Angaben und fragen unfreundlich nach Details am Formular, sammeln die Formulare, den Pass und 50 USD ein, eine Gruppe Menschen wartet bei den Schaltern auf den Aufruf ihres Namens sowie die erfolgreiche Bearbeitung ihres Falles. Gleich daneben, ohne lange Umwege und Gänge, die Passkontrolle; gleich dahinter, ohne lange Umwege und Gänge, ein Haufen Gepäck am Boden, hoffentlich das eigene darunter. Gleich rechts, ohne lange Umwege und Gänge, der Ausgang. Gleich dahinter: ein Ring aus dutzenden Taxifahrern, die darum streiten, sich einen Touristen zu schnappen, den sie für weit zu teuren Fahrpreis in die Stadt befördern dürfen.

Welcome home.


Done

Pemba-Zanzibar-Dar-Doha-Frankfurt-Wien-Stockholm-London-Oxford-London-Frankfurt-Marburg-Frankfurt-Heidelberg-Frankfurt-Doha-Dar-Zanzibar-Pemba. Uff.

Freitag, 21. Mai 2010

Abwesenheitsnotiz

Geschäftigte Zeiten sind angebrochen, liebe Leser, deshalb verhalte ich mich ruhig und widme die meiste Zeit dem Herumsitzen, Herumfahren oder Herumfliegen. Es passiert viel in wenig Zeit und so bleibt mir noch weniger Zeit für die periodische Berichterstattung. Geduld.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Herr und Hund

Montag, 10. Mai 2010

Sirius

Ich hatte schon in der Vergangenheit den nicht besonders guten Ruf, ein schlechter Mitbewohner zu sein - pingelig und heikel bis zum Geht-nicht-mehr, unflexibel, verständnislos und ständig am Meckern. Man könnte annehmen, dass Erfahrung einen weichklopft und empfänglicher macht für die Mäkel der nächsten Generation an Mitbewohnern - weit gefehlt. In unserer aktuellen 3er-WG sind die Geschlechterverhältnisse 2:1 zugunsten der Mädels und die beiden halten Adams Nachkommen permanent auf Trab. Die eine ist der schlechte Mitbewohner, pingelig und heikel bis zum Geht-nicht-mehr, unflexibel, verständnislos und ständig am Meckern. Die zweite ist sportlich, meist gut gelaunt, liebevoll, anspruchslos, anhänglich und wachsam. Vielleicht aufgrund dieser Unterschiede vertragen sich die beiden Damen nicht besonders, wobei fairerweise anzumerken ist, dass für die Liebe von Dame 2 zu Dame 1 wohl ein Fundament vorhanden ist, während Dame 1 Dame 2 jeden zweiten Tag am liebsten in die Hölle verdammen würde. Die Disharmonie zwischen den beiden erklärt sich sehr einfach durch folgende Enthüllung: allen Versuchen Adams zum Trotz ist Dame 2 weder gehorsam noch begreift sie die menschliche Sprache; Dame 2 ist nämlich eine anderthalb-jährige, unerzogene Hundedame, gewohnt an das Haus und die tätschelnde Hand des Herrchens. Eine Begrüßung umfasst nicht nur Bellen, Winseln und andere Geräusche, sondern auch begeistertes Anspringen und Vergraben der Krallen in Kleidung oder Haut. Der Garten ist das Reich der Hundedame - sobald man einen Finger rührt, um sich nach draußen zu bewegen, springt die Hundedame auf und folgt, verfolgt einen überall interessiert hin, springt einen an und kratzt als Aufforderung zum Spiel mit den Krallen auf die blanken Füße. Nichts davon ist böse gemeint, sie spielt nur, versichert Adam, der zwar bemüht ist, Dame 1 vor den Verpflichtungen eines Hunde-Herrchens zu bewahren und als einziger für die Hundedame kocht, sie füttert, streichelt und mit ihr spielt, aber gleichzeitig zeigt er keinerlei Sympathie für die ablehnende Haltung von Dame 1. Zeitlebens an die Präsenz und den Geruch eines Vierbeiners gewohnt hat er keinen Anlass zur Beschwerde und keinen Grund für Verständnis, denn natürlich ist die Hundedame auch niedlich, stupst ihr nasses Näschen in jeden verfügbaren Schoß, winselt erbärmlich vor sich hin, wenn sie ausgesperrt wird und schaut mit groß aufgeschlagenen Augen zurück, wenn man aufhört, das Fell zu kraulen. Zeitlebens nicht gewöhnt an die Präsenz von Vierbeinern kann Dame 1 die Gegenwart der Hundedame problemlos erriechen (Wildschweinsalami) oder erhören (*schrappschrappschrapp*) ohne die Vorteile eines treuen Hundes zu schätzen. Selbstverständlich meint die Hundedame es nicht böse - das Ergebnis sähe in dem Fall anders aus - aber dennoch wirkt es auf Unerfahrene bedrohlich, wenn ein Hund plötzlich auf Schulterhöhe herumspringt, bellt und die Krallen vor der Brust herumwetzt oder wenn er nichts anderes zu tun hat als in vollem Tempo auf einen Menschen zuzurennen und ihn dabei an- oder wegzustoßen. Inzwischen liebt sie es, auf das Sofa zu steigen und sich davon immer wieder hinunterschubsen zu lassen. Dass sie trotz ihrer scharfen Krallen nur spielt, daran habe ich keinerlei Zweifel.

Dienstag, 4. Mai 2010

Wenn es regnet...

... dann regnet es.



Aber anständig.