Samstag, 30. April 2011
Mittwoch, 27. April 2011
Down and under ...
... is over.
Der Freudensprung erfolgte zeitverzögert unter zwei Augen, umgeben von vier mehr oder weniger schall-, aber garantiert blickdichten Wänden: in einem Lift. Ein Sprung, bei dem alles entladen wurde, was sich über die letzten etwas mehr als zwei Monate angesammelt hatte: Unzufriedenheit, Frustration, Enttäuschung, Langweile, Ernüchterung, Genervtheit, Rastlosigkeit. Denn so lange ist es her, seit ich wieder an den Startpunkt meiner Suche zurückgekehrt bin - eigentlich genug Zeit, um sich klar zu werden, was man mit seinen angebrochenen Plänen anfangen will, was man weniger oder keineswegs möchte, aber ebenso und unpraktischerweise vielmehr, was man im vergangenen Jahr nicht alles verloren, zurückgelassen oder aufgegeben hatte, beruflich wie privat. Gelernt habe ich seit der Rückkehr auch folgendes: ich bin nicht gerne arbeitslos. Jeder Euro wurde zwei Mal umgedreht, jeder Kauf, seien es auch nur Lebensmittel, drei Mal überlegt. Das liegt nicht an einer misslichen finanziellen Lage - die schwedischen Reserven würden noch für etwas länger reichen - sondern an der manchmal etwas lästigen Angelegenheit, die sich Gewissen nennt und nur schwerlich ausschalten lässt. Laufe ich tagsüber, bei Sonnenschein, in der Stadt herum, verfolgt es mich schon: alle Leute arbeiten um diese Zeit, nur Arbeitslose, Pensionisten, Studenten, Schulschwänzer, Invalide, Krankgeschriebene, karenzierte Mütter und Väter sitzen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder flanieren auf den leeren Einkaufsstraßen - und ich. Wer nicht arbeitet, verdient keine Freizeit, wer nichts verdient, darf nichts ausgeben; so möchte man oberflächlich urteilen, doch treibt es das Gewissen noch eine Stufe weiter: wenn ich nicht arbeite, kann ich mich an so viel freier Zeit nicht laben, ohne Einkommen stimmen mich Ausgaben missmutig; von dürfen und verdienen noch lange keine Rede. Mit erfolglosen Bewerbungen, Gelegenheitsjobs, Zwangsbeschäftigungen und sinnloser Selbstquälerei vertrieb ich Tag um Tag, bis ich, endlich, eines schönen Nachmittags in der Absicht, auf ein Tässchen Tee im Büro meines letzten Arbeitgebers vorbeizuschauen, zwei Stunden später mit einem Stellenangebot wieder aus der Tür (und in den Lift) trat.It is on, baby.
Ab Mai, vorläufig nur für eine Handvoll Monate, beschäftigen mich wieder Herausforderungen geistiger Natur, setze ich den Kampf um die Enthüllung von Mysterien der Natur fort, widme ich mich wieder ganz und gar der Wissenschaft und Forschung. Ich kann es kaum erwarten.
Freitag, 15. April 2011
3
Stall verbinde ich und werde ich vorläufig immer assoziieren mit zwei der ersten Computerspiele, die ich kennengelernt habe: ein Autorennen und ein Flugsimulator. Stall war ein Begriff, den ich mit damaligem Schulenglisch nicht begreifen konnte und so blieb das Wort, das stets in roten Blockbuchstaben am Bildschirmrand auftauchte, lange Zeit nur ein Zeichen dafür, dass die zu lenkende Maschine ein Problem hat oder unzufrieden mit der virtuellen Bedienung durch den jeweiligen Fahrer ist. Heute weiß ich: Stalling bedeutet unter anderem, einen in Gang befindlichen Bewegungsprozess anzuhalten, zu blockieren, abzuwürgen; es beschreibt eine Handlung, die zur Verzögerung einer ansonsten mit natürlicher Geschwindigkeit ablaufenden Entwicklung beitragen soll. Sich auf so etwas einzulassen wirkt auf den ersten Blick widernatürlich und künstlich herbeigeführt, dennoch muss ich dem einen oder anderen Stalling zugestehen, dass ihm ein positiver Aspekt abgewonnen werden konnte: Zeit zum Sedimentieren, Reflektieren, Akzeptieren.