Seitensprung
In einer Stunde bin ich wieder da, verkünde ich. Er zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts. Erst als die Tür ins Schloss fällt und ich damit meine alte neue Umwelt hinter mir zurücklasse, zumindest für ein paar Augenblicke, als der erste eisige Windstoß meine Sinne klärt, werde ich meiner geplanten Handlung gewahr, ihrer Einzigartigkeit, bisher. Ja, ich habe es zuvor schon einmal getan, ohne Entschiedenheit und ernste Überzeugung, wie nebensächlich und gelangweilt. Doch diesmal ist es mit der Nachlässigkeit vorbei, der gefasste Entschluss will konsequent durchgesetzt werden.
Abends, es tut mir leid, sage ich. Er ist sichtlich betrübt, nimmt meine Entscheidung aber zur Kenntnis. Wir stehen betreten in der grauen Betonwelt des Untergrundes, Waggons rauschen geräuschvoll an uns vorbei, der Bahnsteig ist nicht verlassen, aber weitgehend leergefegt. Die Begeisterung für Konversation nimmt schlagartig ab. Sinnhafte Sätze werden rar. Vielleicht sehen wir uns ja noch ab und an, meint er. Sein Versuch wird honoriert, aber nicht erwidert. Ich unterdrücke gerade noch ein "Wäre ein 'Wir können doch Freunde bleiben' nicht passender?" und beschränke mich darauf, zum Abschied, ein letztes Mal, die Hand zu reichen.