Montag, 26. Dezember 2011

O Röschen rot

Fünf Jahre. Nach 10 Minuten ist alles vorbei: fünf Jahre passiert, geschehen, unwiderrufbar, aufrufbar allein die Erinnerung. Der Blick bleibt hängen an Einzelheiten, die in Sekundenbruchteilen schon wieder von der Bildfläche verschwunden sind: Mein Programm importiert Tausende von mir aufgenommene Photos der letzten paar Jährchen innerhalb kurzer Zeit und zeigt (photo)graphisch den Fortschritt an. Bild um Bild passieren physisches und geistiges Auge. Dann, aus den Tiefen des Gedächtnisses lässt sich eine Erinnerung hervorkramen, die mich veranlasst, eines Wunsches zu gedenken, der einst in mir heranwuchs, als ich, fern der Heimat, nach langer und eisiger Suche nach dem ersehnten Grab, nach kraftraubendem und schnaufendem Schneeschaufeln, schließlich vor dem entblößten Stein stand: ein Königreich für eine Rose, deren von mir intendierte Bestimmung keine andere sein konnte als eine Widmung, in Andenken, Gedenken, dem vor meiner Zeit verstorbenen Künstler - ein Wunsch, der Anlass für Irritation und Grübelei wurde, Unverständnis und insgeheim ein leises Koptschütteln: Er würde es nie erfahren, es würde ihm nichts nützen, nicht mir und nicht dir, niemandem, und doch bestand das zögerliche Bedürfnis; logisch und vernünftig unerklärlich, doch hätte ich es gerne getan und habe es versäumt. Eine Lanze für eine Kerze.

Freitag, 16. Dezember 2011

Fermate

Hold it.
Don't speak.
Don't talk.
Don't confess.
Don't break the silence
Break out in tears
Tear them to splinters
Splinters of icicles
Lining elaborate stitchings
of sensations
not meant to be.
A capite ad aeternum.
Play it again, and proof me wrong.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Berlin in Wien

Schwarze Kraushaare in meinem Waschbecken. Ja, in meinem, denn wir haben zwei: eines für mich und eines für meinen Mitbewohner. Dennoch: schwarze Kraushaare in meinem Waschbecken. Bei genauerem Hinsehen: ebensolche am weiß-gekachelten Küchenboden. Was ist geschehen? Will ich wieder in alte Muster verfallen und meine pingeligen WG-Geschichten an den Mann bringen? Im Gegenteil. Ich kann ein Loblied auf meinen Mitbewohner singen. Nicht nur, dass er lediglich zugegen ist, wenn ich es nicht bin, wie schon erwähnt. Er setzt Maßstäbe in der Küche: nach dem Essen wird abgewaschen, abgetrocknet und eingeräumt, sodass die Küche stets leer scheint. An den wechselnden Putzplan hält er sich penibel (es war sein Vorschlag), es wird wöchentlich gestaubsaugt wie genassputzt. Wenn der Müll voll ist, bringt der, dem es auffällt, ihn zum Abfall im Hof. Er hörte sich mein Vertretergespräch für die Verwendung von Ökoboxen an und macht seitdem genau das, was ich empfahl: leere Saft- und Milchpackungen auswaschen und ordentlich in die zur Verfügung stehende Schachtel einsortieren (das hat noch nie geklappt, in keiner WG). Wenn Haushaltsutensilien aufgebraucht werden, schaffen wir es tatsächlich, ohne vorherige Verständigung abwechselnd Fehlendes einzukaufen.
Schwarze Kraushaare trägt Korbinian an seinem Schopfe, den er kürzlich in unserer WG geschoren haben dürfte. Denn mein Mitbewohner hat Besuch: drei Freunde aus Berlin begeistern sich für Kunst & Kultur, Kaffeehaus & Christkindlmärkte meiner Heimatstadt und haben sich für eine Woche in seinen Gemächern einquartiert. Das viele Gepäck für die ersten 1,5 Tage wohlplatziert auf meine im Vorzimmer abgestellten Schuhe (den restlichen 11,5 qm des Raumes - übrigens leerstehend - konnte man natürlich nicht eine Lagerung zumuten), verwüsten sie Küche und Küchenboden mit allem, was beim Kochen an- und runterfällt. Es wird gebacken, gequichet, Suppe geköchelt, es werden Teilchen geformt, Haare geschnitten - und Zigaretten geraucht.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Den Fremden dieser Welt