O Röschen rot
Fünf Jahre. Nach 10 Minuten ist alles vorbei: fünf Jahre passiert, geschehen, unwiderrufbar, aufrufbar allein die Erinnerung. Der Blick bleibt hängen an Einzelheiten, die in Sekundenbruchteilen schon wieder von der Bildfläche verschwunden sind: Mein Programm importiert Tausende von mir aufgenommene Photos der letzten paar Jährchen innerhalb kurzer Zeit und zeigt (photo)graphisch den Fortschritt an. Bild um Bild passieren physisches und geistiges Auge. Dann, aus den Tiefen des Gedächtnisses lässt sich eine Erinnerung hervorkramen, die mich veranlasst, eines Wunsches zu gedenken, der einst in mir heranwuchs, als ich, fern der Heimat, nach langer und eisiger Suche nach dem ersehnten Grab, nach kraftraubendem und schnaufendem Schneeschaufeln, schließlich vor dem entblößten Stein stand: ein Königreich für eine Rose, deren von mir intendierte Bestimmung keine andere sein konnte als eine Widmung, in Andenken, Gedenken, dem vor meiner Zeit verstorbenen Künstler - ein Wunsch, der Anlass für Irritation und Grübelei wurde, Unverständnis und insgeheim ein leises Koptschütteln: Er würde es nie erfahren, es würde ihm nichts nützen, nicht mir und nicht dir, niemandem, und doch bestand das zögerliche Bedürfnis; logisch und vernünftig unerklärlich, doch hätte ich es gerne getan und habe es versäumt. Eine Lanze für eine Kerze.