Donnerstag, 29. April 2010

Für Gäste

Wie ich schon das letzte Mal (Tipp: das ist ein Link) leidvoll erkennen musste, stellt die lokale Küche keineswegs einen Höhepunkt der hiesigen kulturellen Ergüsse dar. Auch dieses Mal, wiederum abseits von touristischen Hochburgen, gestaltet sich ein Auswärtsessen zwar als günstig, aber in den meisten Fällen nicht als besonders schmackhaft. Die wohlbekannten Pommes frites (schlabbrig, oft viel zu ölig) kombiniert mit zähem Huhn (hauptsächlich Knochen) oder Fleischspießchen wechselnder Qualität formen das Hauptangebot der lokalen Menükarten. Mangelnde Kochmotivation hätte zur Konsequenz, dass die Ernährung im Zeichen der Einseitigkeit steht - für mehr als vier Monate keine vernünftige Alternative und darum lassen wir sie erst gar nicht aufkommen. Das kulinarische Repertoire des Hauses kann man der Speisekarte unten entnehmen. Anzumerken ist, dass das Fisch- und Octopusgericht lokal verfügbar ist, aber nicht von unserer Hand zubereitet wurden.




Wie man lesen kann, wiederholt sich der Kanon aus Kartoffeln, Eiern und Tomaten immer wieder und in Ermangelung von Milch- und Fleischprodukten, die in der europäischen Küche häufig zur Anwendung kommen, fehlt uns hier die gewohnte Vielfalt und Rezeptvorschläge sind gern gesehen.

Mittwoch, 28. April 2010

Drohende Invasion

Eins, zwei, drei, hundert, tausend kleine Tausendfüsslerbeinchen krabbeln emsig auf unsere Wohnungstür zu. Eins, zwei drei Sekunden nur, bis er die Schaufel in der Hand, den Füssler in der Schaufel und den ungebetenen Gast in das gastliche Beet deportiert hat. Hier der Beweis:


Freitag, 23. April 2010

Hortoskopie

Blauer Himmel, brennende Sonne, kein Tropfen Regen in Sicht: genau die richtige Zeit, um einmal durch den Garten zu wandern.


1A: Pomelo-Baum, Mbalungi Mkubwa - 1x, vor der Wohnungstür, trägt ca. 6-8 Früchte derzeit
1B: Pomelo, Balungi kubwa - 1x geerntet
2A: Avocado-Baum - 1x, seitlich des Hauses, trägt nicht leicht zu sichtende Früchte
2B: Avocado, Parachichi - 3x geerntet
3A: Sternfrucht?-Baum - beim Häuschen des Wachmanns, unzählige Früchte
3B: Sternfrucht-ähnliches Obst - sehr sauer, Scheibchen davon eignen sich hervorragend zum Einfrieren & danach Snacken, mehrmals geerntet
4A: Kokospalme, Mnazi - 3x, beim Häuschen des Wachmanns und am Wiesenrand, tragen zahlreiche Früchte
4B: Kokosnuss, Nazi - noch nicht geerntet (woran erkennt man eine reife Kokosnuss?)
5A: Granatapfel-Baum, Mkomamanga - 2x, beim Häuschen des Wachmanns und seitlich des Hauses, trägt 1-3 Früchte
5B: Granatapfel, Komamanga - noch nicht geerntet, da die Früchte entweder unreif oder schon faulig sind
6A: Papaya-Baum, Mpapai - 3-5x, rund um den Garten, tragen > 10 oder 15 Früchte jeweils
6B: Papaya, Papai - aufgrund der Fruchthöhe noch keine erfolgreiche Erntemethode etabliert
7A: Undefinierbare, Blütentragende Pflanze - zahlreich im Garten vertreten, "Unkraut"
7B: Blüte des Unkrauts
8A: Blütenexemplar aus dem Blumenbeet, in Europa im Blumengeschäft erwerbbar
8B: Passionsfruchtranke mit unreifen Früchten: unzählige, die sich über die Mauern ringsum winden, mehrmals geerntet

Nicht am Bild: Orangenbaum mit über 50 Früchten, Zimtbaum

Samstag, 17. April 2010

Der Leuchtturm

Drei Wochen sollte es dauern, ehe wir uns trauten, die heimische Insel auf eigene Faust in unserer Freizeit zu erkunden. Trauten? Mit Büschen voller wilder Löwen, Riesenwürgeschlangen auf der glühenden Straße so weit das Auge reicht und zahllosen mausgroßen Insekten mit giftigem Stachel in der dicken Tropenluft war es nicht einfach, einen Schritt vor die Türe zu setzen.
Der eigentlich Grund war vielmehr ein Fehler im Lenkungssystem unseres Transportmittels, das wir erst behoben wissen wollten, ehe wir mit der Planung von Ausflügen beginnen. Letzte Woche war es so weit: ein Mechaniker nahm sich unseres Missgeschicks an und verwandelte das quietschende, klappernde Fahrobjekt in einen funktionsfähigen Jeep. Der erste Ausflug führte uns in den Norden: auf einer modernen, dank japanischer Finanzkraft errichteten Straße ging es flott durch eine Handvoll Dörfer weniger erschlossener Gegenden dahin. So gut der Asphalt zuvor gewesen war: nach eineinhalb Stunden begrüßten uns Schotter-Lehmpisten mit Wasserlacken und tiefen Rinnen. Drei junge Fahrgäste konnten sich zu den glücklichen Gewinnern des Tages zählen, da wir sie samt ihrer Ladung (2 Säcke mit ..Reis?) mehrere Kilometer mitnahmen - durch den letzten erhaltenen Urwald der Insel, vorbei an mehreren Dörfern, über noch mehr schlechte Straßen bis zu einer chinesischen Gummibaum-Plantage, die seit Jahren verlassen da liegt; lediglich unendlich scheinende Monokulturen angepflanzt in peinlich genauen Linien zeugen noch heute von dem einstigen chinesischen Interesse an diesem Flecken Erde. Von den drei kleinen Mitfahrern verlassen folgten wir dann dem Verlauf der Halbinsel nordwärts, bis wir bei einer zeitlos wirkenden Stahlkonstruktion haltmachten: der einzige Leuchtturm der Insel. Mit dem Leuchtturmwärter gemeinsam erarbeiteten wir die Wendeltreppe des 38 Meter hohen Turmes und genossen dann in praller Mittagssonne, umweht von kühlendem Wind eine wunderbare Aussicht auf den Nordzipfel, die umliegenden Gewässer und die palmenübersäte Landmasse des Südens. Der Wärter sprach zu uns auf Englisch einige Worte über die Geschichte des Leuchtturms, pries dann seine italienische sowie französische Version des Vortrags an und stellte bedauernd fest, dass noch kein deutscher Tourist für ihn den Text in seine Muttersprache übersetzen wollte - ein Fall für uns: die nächste Stunde bemühten wir uns, im Schatten seines Lehmhauses, umringt von stillen, aber neugierigen Mädchen, Buben und Hühnern, den technisch anspruchsvollen Text in verständliches Deutsch zu übersetzen, während der Wärter in einer für sich selbst optimierten Lautschrift die unbekannten Klänge einer ihm fremden Sprache niederschrieb, dann rezitierte und korrigieren ließ. Ob er uns beim nächsten Besuch schon einen deutschen Vortrag über den Leuchtturm halten kann?

Donnerstag, 15. April 2010

Inseln von oben



Samstag, 10. April 2010

Einmal pro Woche

Um 6:30 läutet der Wecker; meist ist man schon eine halbe Stunde vorher wach - mangels Vorhängen und Jalousien, dank Sonnenaufgang und Vogelgezwitscher. Nach dem üblichen Morgenprozedere im Bad fährt man mit dem Jeep knappe 10 Minuten durch zwei Dörfer in das Institut. Es passiert häufig, dass ein Fußgänger winkt und man anhält, um ihn auf dem Rücksitz eine Weile mitfahren zu lassen. Im Institut zieht man sich zunächst in sein Büro zurück und überprüft die elektronische Post auf eingetroffene Bestellungen, Anfragen, Projektänderungen bis um 8:30 das erste Meeting abgehalten wird: Neuigkeiten austauschen, Probleme besprechen, Aufgaben verteilen. Gleich danach ein zweites Meeting mit dem zweiten Teil der Arbeitsgruppe, ähnliche Themen: nach Neuigkeiten fragen, mögliche Probleme erfassen, im Idealfall lösen. Um 10:00 wird man von einem Fahrer abgeholt und zum Flughafen gefahren. Eine kleine Maschine mit zwei Propellern für 8-12 Personen bringt einen innerhalb von 30 Minuten auf die Nachbarinsel: aus ca. 180 Metern Flughöhe hat man einen wunderschönen Blick auf die Inselgruppe, Palmenwälder, bewirtschaftete Flächen, sich durch die Landschaft windende Flüsse, in roten Lehm eingegrabene Straßen und Farbgradienten im Meer von türkis bis dunkelblau. Nach der Ankunft auf der Nachbarinsel holt einen der lokale Fahrer ab und fährt ins koordinierende Büro, wo man mit der Sekretärin die neuesten Ereignisse und Anordnungen bespricht. Danach bringt der Fahrer einen ins Krankenhaus, damit man dem Laborpersonal die neuesten Projektideen und deren Implementation erklären kann. Das dichte Tagesprogramm führt einen gleich danach mithilfe des erwähnten Fahrers in die 6 km entfernte Public Health Care Unit, wo man den zweiten Teil des lokalen Teams mit dem neuen Projekt vertraut macht. Wieder zurück bleibt hoffentlich Zeit für ein kurzes Mittagessen, ehe die Maschine um 16 Uhr Richtung Zuhause aufbricht und der Arbeitstag sein Ende findet.