Lustig ist das Räumerleben
Da kommt man nach einem längeren, erschöpfenden Tag nachhause, wirft erst einmal den Wasserkocher an, um sich eine beruhigende Tasse Tee zu gönnen und muss dann erzürnt feststellen, dass die Bemühungen, sich einen Kräutertee zu brauen, vergeblich bleiben: die Packung, die am Vortag von den ursprünglich 48 wohl noch 20 Teebeutel gefasst hatte, ist verschwunden. Auch die Pfefferminzteeschachtel scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Selbiges lässt sich über den Langkornreis und die Oliven sagen, das Brot von vorgestern dürfte den heutigen Tag ebenso wenig überlebt zu haben: offenbar sind einer Räumungsaktion genau jene Lebensmittel anheimgefallen, die nicht dem Räumer, sondern mir gehören. Sehr rücksichtsvoll. Und ich kann nicht einmal nachfragen, weil bereits 22 Uhr ist und demnach alles friedlich in seinen Betten schlummert. Dabei wollte ich eigentlich noch den Tag meines Auszugs abwarten, ehe ich mich hier darüber beschwere, dass die Wohnung ohne mich wohl mit Plastik-, Metall- und Glasbehältern zugemüllt würde, mir als einziger bewusst ist, dass man keine Bierdosen in der Ökobox sammelt und die übrigen anscheinend der Meinung sind, dass wir es mit nachwachsenden Müllsäcken und nieendenem Geschirrspülmittel zu tun haben. Als letzteres doch einmal endgültig leer war und ich gedachte, meiner experimentellen Neigung nachzugehen und still beobachtend herauszufinden, wie viele Tage es dauern würde, ehe der Mangel auffällt, wurde kurzerhand einfach die Scheuermilch in die Küche gestellt und benutzt, mit der bis vor meinem Einzug mangels WC-Ente noch das Klo geputzt wurde. Alleine zu wohnen muss ein Segen sein und beherzt mache ich mich auf die Suche nach dem Eigenheim. Aber da war ja noch die Butter. Sie ist schuld, dass ich mich nicht so recht für Einsamkeit entscheiden möchte. Repräsentativ für all jene Dinge, die zu zweit oder mehrt schöner oder praktikabler sind, erinnert sie mich daran, dass meine Bereitschaft, dem mehr oder weniger sozialen Leben ein Ende zu setzen, noch nicht ausgereift ist. Zwar ist meine Missgunst über von meiner Haushaltsführung abweichende Gewohnheiten nicht abzustreiten, doch kann ich auch nicht leugnen, dass ein abendlicher Gute-Nacht-Wunsch einen gewissen immateriellen Wert aufweist, der mitunter zu erhöhter Lebensqualität beitragen kann. Anders ausgedrückt: Butter wird nicht ranzig, Kochen bereitet Freude und Schwarzwäsche geht sich häufiger aus als alle 4 Wochen. WG oder Whg, das ist heute die Frage.