Montag, 24. September 2012
Sonntag, 23. September 2012
Nonsens
Der 26. August ist ein besonderer Tag, das lehrte mich schon mein Lieblings-Englischlehrer (und das darf ich sagen, denn in 8 Jahren hatte ich 5 verschiedene). Damals schon, in meinem ersten Jahr Fremdsprachenunterricht, war er wohl nahe der Pension, ein Lehrer der alten Schule, stets erschien er im Sakko mit Krawatte, er schätzte Fleiß und galt als besonders streng. Ich hatte ihn für seinen interessanten Unterricht ebenso gern wie für seine Interessen außerhalb des Lehrplans: Jede Woche bat er einen Schüler mit fremdem kulturellen Hintergrund, uns 1-2 Wörter in seiner oder ihrer Muttersprache an die Tafel zu malen und zu erklären. Er verbat sich die für Gymnasiallehrer übliche Anrede "Herr Professor" mit der Argumentation, dass er keiner sei, und bestand darauf, mit seinem Promotionstitel und Nachnamen angesprochen zu werden, was vielerorts Anstoß erregte. Kaum war das erste Schuljahr vorbei, da wurde er nach einem Zwischenfall mit dem Vorwurf, er sei ausländerfeindlich und ein Nazi, von der Schule suspendiert. Meiner Sympathien konnte er sich jedoch unentwegt sicher sein: Er hatte den 26. August für den schönsten Tag des Jahres erklärt. Sein Hochzeitstag, wie er sich beeilte, mir mitzuteilen.
Viele, viele Jahre später, fast zwei Jahrzehnte, werde ich wieder an ihn erinnert, weil der 26. August ein weiteres Mal ein ganz besonderer Tag ist: Wie schon berichtet, war dies jener Tag, an welchem meine Kollegin zur Taufpatin wurde. In die weite digitale Welt des Internets schickte sie in den Wochen danach alle Bilder dieses besonderen Ereignisses: Von einem professionellen Photographen und einer professionellen Tischdesignerin in professionell geschneiderter, traditioneller, landestypischer Bekleidung mit allem, was dazu gehört; die Burschen in Lederhosen wie auch der Täufling - gut erinnere ich mich, wie die Kollegin mehrere Wochen lang verzweifelt nach Ledergewand in dieser Größe gesucht hatte - die Mädels in feschen Dirndln; prächtige Tauftorten zieren den Gabentisch, eine selbst kreierte Taufkerze, Geschenke, Geschenke, Geschenke. Zwischendurch das Gesicht eines Kleinkinds, ausdruckslos, ein noch unbeschriebenes Blatt umgeben von Verwandschaft und Freundschaft, zahlreichen metaphorischen Füllfedern, Kugelschreibern, Filzstiften, Wachsmalkreiden und Pinseln, die sich in den nächsten Jahren bemühen werden, keinen Millimeter weiß zu lassen.
Viele, viele Jahre später, fast zwei Jahrzehnte, werde ich wieder an ihn erinnert, weil der 26. August ein weiteres Mal ein ganz besonderer Tag ist: Wie schon berichtet, war dies jener Tag, an welchem meine Kollegin zur Taufpatin wurde. In die weite digitale Welt des Internets schickte sie in den Wochen danach alle Bilder dieses besonderen Ereignisses: Von einem professionellen Photographen und einer professionellen Tischdesignerin in professionell geschneiderter, traditioneller, landestypischer Bekleidung mit allem, was dazu gehört; die Burschen in Lederhosen wie auch der Täufling - gut erinnere ich mich, wie die Kollegin mehrere Wochen lang verzweifelt nach Ledergewand in dieser Größe gesucht hatte - die Mädels in feschen Dirndln; prächtige Tauftorten zieren den Gabentisch, eine selbst kreierte Taufkerze, Geschenke, Geschenke, Geschenke. Zwischendurch das Gesicht eines Kleinkinds, ausdruckslos, ein noch unbeschriebenes Blatt umgeben von Verwandschaft und Freundschaft, zahlreichen metaphorischen Füllfedern, Kugelschreibern, Filzstiften, Wachsmalkreiden und Pinseln, die sich in den nächsten Jahren bemühen werden, keinen Millimeter weiß zu lassen.
Samstag, 22. September 2012
Zwillingsschützen
Sie schreien wie am Spieß, eine halbe Stunde lang, ununterbrochen. Sie meckern, plärren, kreischen und heulen den ganzen Tag über. Morgens um 8 geht es los, abends um halb 10 ist noch keine Ruhe. Ruhe gibt's nur, wenn die Familie tagsüber die Wohnung verlässt, oder, wie in den letzten 2 Monaten, auf Heimaturlaub ist. Aber seit 2 Wochen frage ich mich wieder wochenends, wenn ich morgens noch im Bett liege und genießen will, nicht früh aufzustehen: Passiert denn in einem Jahr so richtig gar nichts? Vor nicht ganz einem Jahr bin ich eingezogen, und was die Vormieterin des Zimmers mir erst sagte, als sie ihre letzten Besitztümer abholte, war: Ach, und übrigens, manchmal ist es bisschen laut, die nebenan haben gerade ein Kind bekommen, ich hoffe, es stört dich nicht. Natürlich nicht, dachte ich, Kinder schreien halt hin und wieder, irgendwann ist es damit vorbei. Wie sich mit der Zeit herausstellte, war es nicht nur eines, sondern gleich zwei von der gleichen Sorte, nämlich jener, die nicht nur hin und wieder plärren, sondern non-stop, und selbst wenn 12 Monate vergehen, in denen man eine gewisse Entwicklung vermuten könnte, ändert sich nichts am quengelnden Geräuschpegel, der täglich zu mir durchdringt. Lachen, Singen, fröhliches Quietschen? Fehlanzeige.
Montag, 10. September 2012
So, my darling, please ...
Erinnerung an Zeiten, als man fröhlich mitsang, ohne dass das wesentliche Verb verstanden wurde;
Erinnerung an Zeiten, als es noch anders war.
Donnerstag, 6. September 2012
4 Monate, 4 Jahre
Es ist der 4. Tag seit der Rückkehr aus ihrer Karenz: Ich bin wieder in Gesellschaft und lerne kennen, was eine alleinverdienende, aber nicht alleinerziehende Mutter bereits gelernt hat: Zwei Mal täglich werden 160 ml gemolken; der Kindergarten hat wieder angefangen und gottseidank gibt es ihn, sonst würde der Große ja gar keine Erziehung genießen, zuhause sei es unmöglich, ihn zu zügeln, frech sei er über den Sommer geworden. Der Kleine bleibt bei Papa zuhause, dem aufgrund seines fortgeschrittenen körperlichen Verfalls (= Alter) offenbar kein zweites Kind zur Aufzucht zugemutet werden kann.
Schon vor Arbeitsbeginn wurde mir von ihren speziellen Fähigkeiten vorgeschwärmt ("Du wirst sehen, sie kann gut mit Computern"), was in einem informatisch angehauchten Projekt für sie resultierte, sehr zu ihrem Missfallen, aber unter stillschweigender Zustimmung, in ihrer Lage muss sie glücklich sein, überhaupt genommen worden zu sein. Ihren Ruf manifestiert sie in meiner Gegenwart, wie schon vor der Babypause, damit, Emails ausschließlich mit dem rechten Zeigefinger zu tippen, während die linke Handfläche den Kopf stützt, mit dem Ellbogen am Schreibtisch. So wurden schon ein ganzes Arbeitsleben lang Texte, Zahlenreihen, Publikationen, Bewerbungen geschrieben, da der Erfolg nicht ausblieb, tat dies der Wunsch nach Änderung. Als sie heute versucht, Daten aus einer Online-Maske in ihr Tabellenkalkulationsprogramm zu kopieren und schimpft, wie aus einem p value von xE-08 jedes Mal yE+01 wird, obwohl sie ja nur kopiert und einfügt, beginne ich doch ein wenig an der Qualifikation zu zweifeln, zumal mein äußerst naiver Vorschlag, das Dezimaltrennzeichen der englisch formatierten Daten mit jenem des deutschen Programms abzugleichen, fruchtet. Euphorisch gebe ich ihr gedankenlos noch den Tipp, der Bequemlichkeit halber den Kopier-Befehl über die Tastatur einzuleiten, nicht eingedenk der Tatsache, dass dafür die gleichzeitige Benutzung zweier Finger, idealerweise der linken Hand, erforderlich sind, da überrascht sich mich aus heiterem Himmel: Ja, den Befehl kenne sie schon, central-c.