Samstag, 13. Oktober 2012

Summa summarum

Spätabends, ich wusch gerade ab, kam er nachhause, stellte sich mit einer Papiertüte in der Hand neben mich, druckste herum; als ich ihm Aufmerksamkeit schenkte, fragte er mich: Wo ist denn hier der nächste Altglas-Container? Der Regisseur habe nach der Probe noch mit dem Ensemble gefeiert, aber nicht gewusst, was er mit den drei leeren Weinflaschen anfangen solle und sie kurzerhand seinem Assistenten zur fachgerechten Entsorgung in die Hand gedrückt. Ich wusste nicht, was mich mehr erschütterte: Dass mein Mitbewohner in seiner beruflichen Funktion als Müllentsorger eingesetzt werden kann oder dass er nach über einem Jahr in der WG noch nicht herausgefunden hat, wo die nächstgelegene Recyclingstation ist (was Aufschluss darüber gibt, wer in der WG bisher diese Sorte Abfall entsorgt hat). Ich erklärte ihm, wohin er müsse und er wollte schon wieder gehen, als ich ihn erinnerte, dass wir einen bereits vollen Sack an Metall-, Plastik- und Glasabfall lagern, ob er ihn nicht mitnehmen könne. Kein Problem sagte er, da fiel mir ein, dass das Einwerfen der Flaschen aus Rücksicht auf die Anrainer zwischen 6-22 Uhr gewünscht wird, und nicht jetzt, um 23 Uhr. Er stellte die Tüten wieder zurück und meinte, er würde sich am nächsten Tag darum kümmern. Heute, eine gute Woche später, trug ich die seitdem unberührten Materialien hinaus, um sie gemäß ihrer Bestandteile zu entsorgen: Ausgewaschene, saubere Gläser, Flaschen und Dosen, sowie unausgewaschene und selbst außen verschmutzte, klebrige, riechende Fischdosen, Ölflaschen und Marmeladegläser, letztere begleitet von nicht wiederzugebenden Flüchen gegen meinen Mitbewohner. Als ich zurück ins Wohnhaus trat, war die atembare Luft im Stiegenhaus auf ein Minimum reduziert worden, und zwar von einigen Mietparteien, die pflegen, in den Gang hinaus zu rauchen, damit ihre Wohnung frei von unangenehmen Gerüchen bleibt. Schon vom Erdgeschoß aus konnte ich erkennen, dass meine geliebten Nachbarn ihre Nachwuchs immer noch nicht zur Ruhe gebracht hatten: gellendes Kinderschreien und -heulen hallte bis zu mir herab. Wieder in der WG besann ich mich dann meiner anderen Kritikpunkte:
- in der Küche gibt es kein Kaltwasser dank einer Fehleinstellung des Wasserhahns
- die Toilettenspülung ist beschädigt und führt zu erhöhtem Wasserverbrauch
- Abfluss in Dusche und Waschbecken sind verstopft
- in der Dusche schimmeln die Kacheln
- meine Nachbarn

Alles kein Drama und teilweise lösbar im Vergleich zu vergangenen WG-Erfahrungen, aber dennoch in Summe nachdenklich stimmend.

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