Scheidung
Eine Trennung geht stets mit Verlusten einher. Nicht nur verliert man immaterielle Güter wie Gesellschaft, gegenseitige Unterstützung und Beratung oder Austausch, sondern jeder Partner, wie es nach einem Streit oft ist, bemüht sich ebenfalls, seine eigenen materiellen Besitztümer wieder zurück zu gewinnen. So auch bei uns. Kurz bevor ich meiner Arbeitsgruppe beigetreten bin, fand eine "divorce" (sic) zwischen meinem und dem Nachbarinstitut statt, wo jahrelang in friedlicher Eintracht Instrumente und Wissen gemeinsames Gut darstellten. Zuallererst wurden die Zugangskarten in das benachbarte Gebäude, das über unseren Korridor zu erreichen ist, gesperrt. Da unsere Arbeitsgruppe ursprünglich von beiden Instituten finanziert wurde, verschwanden über Nacht auch allerlei Gerätschaften, die vom Geld des Nachbarinstituts erworben worden waren: Kopierer, PCR-Maschinen und Zentrifugen. Arbeitskleidung, die wir für Tätigkeiten in einem bestimmten Raum benötigen, wurde nicht mehr zur Verfügung gestellt, gleichzeitig verbot man uns, wie früher unseren infektiösen Müll über ihr Abfallsystem zu entsorgen. Zwei Männer mit einem Rollwagen holten vor ein paar Tagen die -150°C-Tanks, zwei Hoods, eine Mikrowelle und weitere Zentrifugen ab. Heute wurden weiters drei Räume auf unserem Stock durch Versperren vor unserem Zugang geschützt. Unpraktischerweise handelt es sich hierbei um die Toiletten.
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