Sonntag, 21. Oktober 2012

Rabenmutter

Ich bin eine schlechte Freundin, sagt sie. Was ist los, frage ich meine vormals karenzierte Kollegin. Meine beste Freundin hat Geburtstag und ich muss ihr ein Geschenk aus dem Internet bestellen. Warum gehst Du nicht einfach persönlich hin, am Samstag zum Beispiel, schlage ich vor, als ich sehe, dass sie die Homepage eines renommierten Teehauses aufgesucht hatte. Das geht nicht, entgegnet sie, Du vergisst, dass ich zwei kleine Kinder habe. Na und, sage ich ahnungslos, nimm sie doch mit. Sehr lustig, mokiert sie sich, das geht nicht, der Kleine schreit und der Große schlägt im Teehaus alles kurz und klein mit seinen fünf Jahren; mit zwei Kindern kann man nicht einfach so einkaufen gehen, das wirst Du auch noch lernen. Eine gute Gelegenheit, um ihm Respekt vor fremdem Eigentum beizubringen, widerspreche ich, aber da fällt sie mir ins Wort: Nein, der gehorcht nicht, ich bestelle es im Internet und lasse es mir liefern. 

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