Ensam
Ich bin umgezogen, und zwar in eine Wohnsituation, die mir nun das erste Mal in meinem Leben begegnet ist: ich wohne alleine. Fast 20 Jahre lang wohnte ich wohlbehütet im elterlichen Hause, zog danach in ein vielbevölkertes Studentenheim und teilte das Zimmer mit verschiedenen Gleich- oder weniger Gleichgesinnten, zog in meine erste Wohngemeinschaft, in die zweite, in die dritte, zog zu zweit in der Ferne in ein Haus, zu zweit zurück in eine Wohngemeinschaft, zog nach Schweden in die Wohnung einer Familie, zog in das Haus einer weiteren Familie: doch nun bin ich in eine kleine, 31-Quadratmeter-Wohnung ohne Familie, Mitbewohner oder Haustier übersiedelt. Zwei Schlüsselsets wurden mir in die Hand gedrückt, eines für mich und eines für den imaginären Partner, der normalerweise eine solche Unterkunft mitbeziehen und das breite Bett teilen würde, denn bei den hiesigen Wohnungspreisen sind 31 qm Luxus für eine alleinstehende Person. Die Wohnung ist geräumig, sauber, gut eingerichtet, hell, ruhig gelegen mit Ausblick auf - im Moment - viel Schnee. Wenn ich die Wohnungstür schließe, bin ich allein mit mir selbst: eine Premiere in meinem Leben. Ich singe, wenn ich koche, rede mit den Töpfen, wenn das Schweigen überlaut wird, sitze auf dem breiten, roten Ledersofa, blicke um mich und wundere mich: Stille, wenn ich kein Geräusch mache. Wirklich keiner da.
Ich kann die Heizung aufdrehen, wie ich möchte, Kleidungsstücke dort stapeln, wo es mir gefällt, niemanden kümmert es, welche Musik ich höre. Ich sitze auf dem breiten, roten Ledersofa und warte darauf, dass sich die Badezimmertür öffnet und jemand zu mir sagt: wo ist das Shampoo, aber es passiert nicht. Das Shampoo ist dort, wo ich es das letzte Mal abgestellt habe, niemand wird es benutzen und danach woanders ablegen. Alle Dinge, die in der Wohnung an einem bestimmten Ort liegen, habe ich selbst dort platziert und keiner sonst. Niemand wird mich fragen, wie war dein Tag, was essen wir heute abend oder was machst du morgen; niemandem habe ich Rechenschaft zu leisten, warum ich gestern so spät und heute so früh nachhause gekommen bin. Jag är ensam.